Der Bergpark Wilhelmshöhe in der nordhessischen Großstadt Kassel ist mit einer Fläche von 2,4 Quadratkilometern der größte Bergpark in Europa und ein Landschaftspark von Weltgeltung. Am 23. Juni 2013 wurde er als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt, und er wird von der Deutschen Zentrale für Tourismus unter den Top-100-Sehenswürdigkeiten in Deutschland geführt. Der Park ist insbesondere durch die in ihm befindlichen Wasserspiele, den Herkules mit gleichnamiger Statue, das Schloss Wilhelmshöhe und die künstliche Ruine Löwenburg bekannt.
Der Bergpark Wilhelmshöhe befindet sich im Kasseler Stadtteil Bad Wilhelmshöhe. Die Landgrafen und Kurfürsten von Hessen-Kassel ließen den Park ab 1696 anlegen. In den folgenden 150 Jahren wurde er erweitert.
Der Bergpark Wilhelmshöhe ist einmalig in der Geschichte der europäischen Gartenkunst: Italienische Gärten des Barock waren auch an Berghängen, in Terrassenform, angelegt, umfassten jedoch nie ein so großes Areal, und französische Barockparks erstreckten sich lediglich in der Ebene. Die heutige Form des Parks, besonders im unteren Bereich, ist jedoch kein Barockgarten, sondern folgt den Ideen des Englischen Landschaftsgartens. Bekannt ist der Bergpark insbesondere aufgrund der Wasserspiele, die sich im Park vom Herkules über die Kaskaden in Richtung Osten bzw. Schloss Wilhelmshöhe ergießen, und durch die aufwendig gestaltete Gartenkunst. Der Schlosspark ist ein Abbild der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte durch mehrere Epochen. Georg Dehio, Nestor der modernen Denkmalpflege, sagt über den Park: „… vielleicht das Grandioseste, was irgendwo der Barock in Verbindung von Architektur und Landschaft gewagt hat.“ Das Land Hessen stellte im Januar 2012 beim Welterbezentrum der UNESCO den Antrag, den Bergpark in die Liste des UNESCO-Welterbes aufzunehmen. Am 23. Juni 2013 wurde dem Antrag auf der 37. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees in Phnom Penh stattgegeben. Die Anlage ist Deutschlands 38. Weltkulturerbe. Seit 2009 gehört der Park zum European Garden Heritage Network. Der Park wird seit 2006 von der Museumslandschaft Hessen Kassel betreut.
In 530 Meter Höhe krönt das Wahrzeichen Kassels – der Herkules – den Bergpark Wilhelmshöhe mit einem einmaligen Blick über die Stadt Kassel und das Umland. Das monumentale Bauwerk besteht aus drei Teilen: dem felsartig gestalteten Grottenbau – hier haben auch die Wasserspiele ihren Ausgang –, dem offenen Belvedere und der Pyramide mit der 8,30 Meter hohen kupfergetriebenen Herkulesfigur. Von der Aussichtsplattform in 33m Höhe kann man einen einzigartigen Ausblick auf den Bergpark, die Stadt Kassel und die weitere Umgebung genießen. In Auftrag gegeben wurde die Anlage Ende des 17. Jahrhunderts von Landgraf Carl (reg. 1677–1730), der ab 1701 den italienischen Architekten und Wasserbaumeister Giovanni Francesco Guerniero (1665–1745) mit der weiteren Planung betraute. Unter seiner Leitung wurde das Bauwerk bis 1717 fertiggestellt. Die Figur des Herkules schuf der Augsburger Goldschmied Johann Jacob Anthoni als eine der frühesten kupfergetriebenen Monumentalstatue weltweit. Für den Landgrafen war das Bauwerk ein Symbol für den Triumph der Kunst über die Natur und die Allmacht der Schöpfungskraft des Menschen. In der Gestalt des Herkules, der in der Mythologie Kraft, Mut und Klugheit verkörpert, sah er seine eigenen Tugenden als Herrscher repräsentiert. Damit stellt die Gesamtanlage aus dem Herkulesbauwerk, den vorgelagerten Grotten und den Wasserkünsten ein Musterbeispiel barocker Herrschaftsarchitektur dar. Diese fürstliche Machtrepräsentation, die sich auch in der monumentalen Gestaltung des Parks widerspiegelt, ist weltweit einzigartig. Sie macht das sogenannte »Outstanding Universal Value« des Welterbes Bergpark Wilhelmshöhe aus.
Seit nunmehr 300 Jahren funktionieren die Wasserspiele nach dem gleichen Prinzip allein unter Ausnutzung physikalischer Gesetze und ohne Einsatz von Pumpen. Sie bringen durch die planvolle Inszenierung der Urgewalt des Wassers die absolutistischen Herrschaftsansprüche der Landgrafen von Hessen-Kassel meisterhaft zum Ausdruck. Die Besucher, die die Inszenierung von Station zu Station begleiten legen dabei ca. 2,3 km zurück. Den Höhepunkt bildet die Große Fontäne, die einem Geysir gleich am Fontänenteich ca. 50 Meter in die Höhe schießt. Als wahrer Besuchermagnet locken die Wasserspiele bei ihrer Inszenierung während der Saison vom 1. Mai bis 3. Oktober mittwochs, sonntags und feiertags regelmäßig tausende begeisterte Gäste in den Bergpark Wilhelmshöhe, die dem Lauf des Wassers zu Fuß folgen.
Eingebettet in den Bergpark oberhalb von Schloss Wilhelmshöhe entstand zwischen 1793 und 1801 die Löwenburg als eine der ersten pseudomittelalterlichen Burgruinen Europas. Sie stellt ein wichtiges Einzelelement im Gesamtkunstwerk Bergpark Wilhelmshöhe dar. Landgraf Wilhelm IX. (reg. 1785–1821, spät. Kurfürst Wilhelm I) beauftragte seinen Hofbaumeister Heinrich Christoph Jussow (1754–1825) mit dem Bau. Die Burg diente dem Landgrafen zum einen als Lustschloss, zum anderen sollte sie die historische Bedeutung des seit dem Mittelalter regierenden Hauses Hessen abbilden. Die Ausstattung der äußerlich einer verfallenen Ritterburg ähnelnden Anlage, folgt im Inneren dem typischen Raumprogramm eines barocken Lust- und Landschlosses. Sie umfasst neben den fürstlichen Wohnappartements unter anderem eine Rüstkammer und eine neogotische Burgkapelle. In der Gruft unter der Kapelle fand der Burgherr auch seine letzte Ruhestätte. Die unmittelbare Umgebung der Burg wurde ebenfalls in die Inszenierung mit einbezogen, indem ein altertümlich wirkender Burggarten, ein Weinberg, ein Turnierplatz und ein Tiergarten angelegt wurden. Die unterhalbgelegene Wolfsschlucht sollte sogar mit einem monumentalen Wasserfall versehen werden und wäre damit ein wesentlicher Teil der romantischen Wasserkünste im Bergpark geworden. Der Bau wurde jedoch schnell eingestellt. Die ruinenhafte Gestaltung der Burg wurde mit der Zerstörung des Bergfrieds und anderer Bauteile im Zweiten Weltkrieg traurige Realität. Gegenwärtige Instandsetzungsmaßnahmen dienen dem Wiederaufbau des Bergfrieds, der Sicherung des überkommenden Baubestandes und der Wiedereinrichtung der Innenräume mit ihrem ursprünglichen Mobiliar. Damit wird die Löwenburg für die Besucher wieder so erlebbar sein, wie zu Zeiten des Kurfürsten Wilhelm I.